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Auf Spurensuche der besonderen Art ist Mesner Albert Kressirer: Wo ist das Gemälde mit der Mutter Gottes? Bei der Kirchensanierung von St. Martin Oberneuching wurden 1966 Kanzel und Seitenaltäre entfernt und gemeinsam mit Bildern eingelagert – unter anderem das besagte Gemälde, das der 38-Jährige noch nie gesehen hat, das ihm aber dennoch am Herzen liegt. Seitdem ist es verschwunden.

Stolz präsentiert Mesner Albert Kressirer das Gemälde, das Sophie Elisabeth Gräfin von Montgelas und Tassilo Graf von Montgelas der Oberneuchinger Kirche überlassen. © Daniela Oldach

Ein Aufruf in der Münchner Kirchenzeitung brachte einen Erfolg, mit dem Kressirer nicht gerechnet hat. Sophie Elisabeth Gräfin von Montgelas und Tassilo Graf von Montgelas lasen den Artikel und waren von Kressirers Engagement so angetan, dass sie der Pfarrei ein Gemälde aus dem 18. Jahrhundert mit ähnlicher Darstellung schenkten. An diesem Sonntag wird es beim Gottesdienst der Öffentlichkeit präsentiert. Beginn der Heiligen Messe ist um 10.30 Uhr. Die Schenker sind zu Gast – ebenso beim anschließenden Neujahrsempfang im Pfarrheim.

Doch wie kam es dazu? Ende August klingelte das Telefon bei den Kressirers. Wer da am anderen Ende der Leitung war, konnte Albert Kressirer zuerst nicht glauben: Es war Tassilo Graf von Montgelas aus München. „Wie komme ich dazu, dass mich ein echter Graf anruft?“, fragte Kressirer verdutzt. „Weil der Graf die Kirchenzeitung liest“, antwortete Montgelas schmunzelnd. Und die hatte bekanntermaßen über Kressirers Suche berichtet.

Die Gräfin, eine geborene Fürstin von Wrede, hatte ein Gemälde in ihrem Familienbesitz, das zwar nicht das gesuchte Bild ist, aber eine Mutter Gottes mit Kind und zwei Engeln zeigt. Bisher stand es im Wohnzimmer des Ehepaars. „Jetzt soll es eine schöne, neue Wohnung für die Mutter Gottes bei uns werden“, erzählt Kressirer stolz und schwärmt noch immer vom Telefongespräch.

Die Spurensuche geht weiter

Die Schenker ließen das Bild sogar restaurieren, bevor sie es nach Oberneuching brachten. Gemeinsam mit Pfarrer Michael Bayer suchte Mesner Kressirer in der Pfarrkirche St. Martin nach dem richtigen Platz. Jetzt ziert es die Turmseite des Altarraums.

Die Suche nach dem verschollenen Gemälde aber geht weiter. Dabei hatte sie durch einen Zufall begonnen. Kressirers Oma Frieda schenkte ihrem Enkel vor 17 Jahren eine Fotografie, die den Innenraum der Pfarrkirche vor der Renovierung in den 1960er Jahren zeigt. Mesner Kressirer war begeistert. „Die Kirchen wurden damals halt freier gemacht“, blickt er zurück. So wurden die beiden Seitenaltäre und zwei Gemälde entfernt, der Platz für Kirchenbänke vergrößert. „Am liebsten würde ich die beiden Seitenaltäre wieder einbauen“, verrät Kressirer.

Der junge Mann steckte sich das Ziel, die verschwundenen Gegenstände – vor allem das besagte Bild, vermutlich aus dem 16. Jahrhundert – heim nach Oberneuching zu holen. Vom damaligen Pfarrer Johannes Liehr, der bereits verstorben ist, erfuhr er nur, dass die Seitenaltäre, die Gemälde und eine Figur des Heiligen Paulus eingelagert wurden. Auch viele Zeitzeugen befragte Kressirer, wälzte unzählige Privataufnahmen, jedoch ohne Erfolg. „Wo kommt so was hin?“, fragte er sich schließlich. Sein Spürsinn war geweckt.

Vom erzbischöflichen Lager in Freising ging es weiter nach Gaißach bei Bad Tölz – ohne Erfolg. Dann bekam Kressirer den Tipp, dass sich ein Kanzelunterteil bei Wasserburg befinde. Doch das stimmte nicht. Entdeckt wurde es schließlich in Neumarkt/St. Veit. Kressirers Wunschgemälde aber bleibt verschwunden.

Was das zweite gesuchte, wesentlich kleinere Bild zeigt, ist auf Kressirers Fotografie nicht zu erkennen. Es ist ein 55 mal 44 Zentimeter großes Gemälde, das sich im oberen Teil des linken Seitenalters befand. Das Wunschgemälde ist etwa 85 mal 108 Zentimeter groß und zierte früher den rechten Seitenaltar. Abgebildet sind die gekrönte Mutter Gottes mit dem Christuskind sowie vermutlich Dominikus und Katharina, die gemeinsam einen Rosenkranz halten. Umher fliegen Engel. Diese friedliche Szene ist übrigens am Oberneuchinger Hochaltar nachgestellt.

Liegt das Bild im Diözesanmuseum?

Erkennen aber würde Kressirer „sein“ Madonnenbild sofort. Unzählige Male hat er schon gesucht und virtuell tausende Bilder betrachtet – ohne Erfolg.

Vielleicht aber liegt das Gute auch so nah: Ist das Gemälde nur etwa 30 Kilometer entfernt? Kressirer vermutet, dass es im Besitz des Diözesanmuseums in Freising am Domberg und dort eingelagert ist. Kressirer fragte nach, wartet aber seit Oktober auf eine Antwort. Aufgeben kommt für ihn auch nach 17-jähriger Suche nicht in Frage.

Quelle: Daniela Oldach im Münchner Merkur vom 20.01.2017

 

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